Hips don`t lie – Motta tells the truth

Vorgestern fand das Casting für Carlos Mottas performativer Intervention „Hips don`t lie“ bei uns im Mousonturm statt.
Gesucht wurden Performer aus den verschiedensten Bereichen (Dragszene, Kabarett, Performance, Tanz, Choreografie) mit den unterschiedlichsten Hintergründen (queer, Migration usw.)
Mit ihnen erarbeitet der New Yorker Performance- und Konzeptkünstler Carlos Motta dann im Rahmen des Projektes EVAKUIEREN eine Choreografie, die im öffentlichen Raum aufgeführt wird.

Einer der Bewerber war Roland Brammer, der ursprünglich aus Kingston, Jamaica kommt und bereits in Holland wohnte, und derzeit in Mittelhessen lebt und arbeitet.
Carlos Mottas Aktionen und Interventionen verfolgt Brammer, der selbst bereits verschiedenste Engagements im Bereich Schauspiel und Gesang hatte, schon lange.
Durch eine Freundin wurde er auf das Casting aufmerksam und war sofort mit seiner Bewerbung dabei.
Mit gesellschaftlichen Problemen, die Motta in seinen Werken anspricht, sieht sich auch Brammer konfrontiert. So berichtet er über ein Casting für Oscar Wildes „The Importance of being earnest“, für das er eine Absage mit der Begründung erhielt, ein Schwarzer könne nicht „in einem Stück mit viktorianischen Hintergrund auftreten“. Auf Brammers Einwand, Oscar Wilde habe sich für Diversität eingesetzt, erhielt er die Antwort, es läge nicht in den Händen des Direktors, das Publikum zu neuen Sehgewohnheiten zu erziehen.
Diese Auseinandersetzung steht nur in einer Reihe von Erlebnissen, die Brammer benennen kann, in denen er auf sein „Anderssein“ (das er selbst nicht so empfindet) reduziert und in der Folge abgelehnt wurde.
Dabei spricht Brammer seine Müdigkeit über leere Integrationsdebatten in Deutschland an, in denen viel gesprochen und wenig getan wird.
Carlos Mottas konfrontative Aktionen im öffentlichen Raum können als Gegenentwurf zu rein rhetorischen Debatten verstanden werden.  
Wir wünschen Brammer und allen Teilnehmern viel Erfolg, nicht nur für das Casting, sondern auch für ihre Lebenswege, deren Vielfalt sich durch nichts einschränken lassen sollte!